Wer wir sind
Wir sind ein Haufen unbeirrbarer Enthusiasten, die sich von Barrieren im Alltag nicht entmutigen lassen wollen. Wir gehören alle zu den „Menschen mit Behinderungen“ und haben im Lauf unseres Lebens absurde und unvorstellbare Erfahrungen mit fehlender Barrierefreiheit und zu wenig Teilhabe für behinderte Menschen gemacht. Deshalb möchten wir diesen Umstand für uns selbst und für andere ein kleines Stückchen besser machen.

Hintergrund der Gründungsidee
Für uns alle war die Jobsuche aufgrund unserer Behinderungen mehr oder weniger nachhaltig frustrierend. Viele Arbeitgeber konnten sich mit den unterschiedlichsten Begründungen die Beschäftigung eines behinderten Menschen nicht vorstellen. Oder die Bezahlung wäre trotz umfangreicher Aufgaben und Verantwortungsbereiche so gering gewesen, dass man von wertschätzender und leistungsgerechter Bezahlung nicht hätte sprechen können. Diese Erfahrungen haben leider nicht nur wir sammeln müssen. Vielmehr gehören Bevormundung, geringe Wertschätzung der erbrachten Leistung, Geringschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit und kaum berufliche Aufstiegschancen für Menschen mit einer Behinderung untrennbar zum Alltag.
Allmählich entstand die Idee, die eigene Behinderungserfahrung und berufliche Expertise zu barer Münze zu machen. Warum nicht selbst etwas Sinnvolles mit unseren Qualifikationen und täglichen Erfahrungen mit den Auswirkungen fehlender Barrierefreiheit im Alltag und im Internet anstellen? Also: Frisch ans Werk! Gut geplant ist halb gegründet … oder wie hieß das?
Das Team
Unsere Geschäftsführerin Nathalie

Barrierefreiheit war für mich schon immer ein sehr wichtiges und persönliches Thema. Ich bin seit meiner Kleinkindzeit vollblind und habe mich schon recht früh mit jeglicher Form von technischen Geräten beschäftigen wollen. Dabei stand mir leider am ehesten das fehlende Sehvermögen im Weg, da ich Anleitungen, Bau- und Schaltpläne nicht lesen konnte. Soviel Zeit und Geduld zum Vorlesen hatte weder meine Familie noch ich beim Zuhören.
Während einer turbulenten und barrierebehafteten Schul- und Studienzeit wuchs sich meine Technikaffinität zur IT-Leidenschaft aus. Gleichzeitig interessierte ich mich immer mehr für die Themen Barrierefreiheit im Allgemeinen, Integration bzw. Inklusion und Barrierefreiheit von Software, Internet und Dokumenten.
Letztlich erschien es nur logisch, eine Ausbildung zur Fachinformatikerin Anwendungsentwicklung zu absolvieren. Diese schloss ich 2020 ab. 2023 und 2024 spezialisierte ich mich mittels der IAAP-Weiterbildungen „Fachkraft für Grundlagen der digitalen Barrierefreiheit“ (englisch (kurz): CPACC) sowie „Spezialist für Web-Barrierefreiheit“ (engl.: WAS).
Nach zu vielen schlechten Erfahrungen aufgrund meiner Blindheit und mit den erworbenen Fachkenntnissen ließ sich mein Gründungswunsch nicht mehr in den Hintergrund drängen. So wuchs der Plan, ein Unternehmen zu gründen, das
- Behinderte und Nichtbehinderte gleichberechtigt einstellt, behandelt und bezahlt,
- Barrierefreiheitstests anbietet, die von Experten in eigener Sache kompetent durchgeführt und bewertet werden,
- Beratungen und Workshops anbietet, die bei Behinderung kein Blatt vor den Mund nehmen oder geschönte bzw. realitätsferne Informationen vermitteln,
- inklusive Dienstleistungen individuell nach Anforderung und/oder Behinderung anbietet und
- Behinderten nicht nur ein Taschengeld für ihre Expertise bezahlt
Die richtigen Leute waren glücklicherweise recht schnell gefunden. Mit ihnen habe ich mich daran gemacht, unseren Enthusiasmus und unsere Motivation in praktische Taten umzusetzen.
Odin, der kleine Göttervater
Endlich lässt mich meine Chefin auch mal an die Tastatur. Ich bin zwar noch neu in diesem Geschäft, aber ohne mich wäre sie aufgeschmissen. Ich bringe sie wohlbehalten zur Arbeit und wieder nach Hause, auch wenn sie zwischendurch der Meinung ist, dass ich noch „ein großer Kindskopp“ bin. Während sie arbeitet, lasse ich es mir gut gehen: schlafen, gestreichelt werden, zwischendurch ein bisschen spielen … Wenn da nur nicht der kleine Möchte-gern-Wolf von Tanja wäre, der immer wieder mein Bett blockiert. Aber ich überlasse es ihm gern, denn eigentlich ist er ja ein sehr angenehmer Bürokollege, und ich möchte ja nicht seine Gefühle verletzen.

Mein guter Geist Christian

Christian gehört untrennbar zu inklusivio und zu mir. Überall dort, wo meine Blindheit mir im Wege steht, ich aber sagen kann, was und wie ich es machen möchte, springt er ein und unterstützt mich. Als mein Arbeitsassistent sieht er oft schon, wenn ich Unterstützung benötige, bevor ich es ausspreche.
Unser Nerd Max
Ich bin ein Nerd, mein komplettes Leben findet am Computer statt. Mein großes Interesse an IT und vor allem dem Internet in Kombination mit meiner fortschreitenden Sehbehinderung haben mich in meinem Leben bereits über unzählige Barrieren stolpern lassen. Zusätzlich habe ich durch jahrelange Erfahrung und meine 2020 abgeschlossene Ausbildung zum Anwendungsentwickler umfangreiches Wissen zur technischen Realisierung von Barrierefreiheit – und der oftmals mangelhaften Umsetzung eben dieser – erlangt. Es ist mir ein Bedürfnis, auch in Zukunft als blinder Nutzer weiterhin im Internet beziehungsweise am Computer stattfinden zu können; ich hoffe, meine Expertise bei inklusivio einsetzen zu können, um mir und anderen Betroffenen die Möglichkeit zu einem Leben ohne unnötige Barrieren zu bieten und die Welt gemeinsam zu einem zugänglicheren Ort für behinderte Menschen zu machen!

Unsere Zahlenwächterin Tanja

Seit meiner Kindheit haben es mir die Zahlen schon angetan. Ganz egal, ob es früher die einfachen Rechenaufgaben oder später die Kalkulationen in Rechnungswesen waren. Am liebsten wäre es mir gewesen, ich hätte nur Schulfächer belegen müssen, in denen Zahlen eine Rolle gespielt haben.
Deshalb war für mich auch schnell klar, dass ich später beruflich definitiv etwas in der Richtung machen möchte, was ich dann mit meiner 2019 abgeschlossenen Ausbildung zur Informatikkauffrau auch in die Tat umgesetzt habe. Mir macht es Spaß, mir über Excel-Kalkulationen den Kopf zu zerbrechen, Angebote und Rechnungen zu erstellen. In diesem Zuge bin ich durch meine Blindheit immer wieder mit der Barrierefreiheit konfrontiert worden, wenn beispielsweise manche Dokumente nicht barrierefrei gestaltet waren und ich dadurch nicht optimal damit umgehen und arbeiten konnte. Daher freue ich mich sehr über die Möglichkeit, im Unternehmen inklusivio mitarbeiten zu können, in dem ich gleichzeitig mein Fable für Zahlen und Kaufmännisches und das Aufdecken von Barrierefreiheitsmängeln ausleben kann.
Timon der Eroberer
Als mich mein Frauchen das erste Mal in das neue Büro mitgenommen hat, war ich erst nicht so begeistert, aber mittlerweile fühle ich mich hier sehr wohl. Wenn mein Frauchen arbeitet, beschäftige ich mich mit gestreichelt werden oder mit schlafen. Manchmal finde ich es auch bequemer, mich in das Bett meines Hundefreundes Odin zu legen. Das ist viel größer und bequemer. Ich darf mich von meinem Frauchen nur nicht erwischen lassen, sonst schickt sie mich wieder in mein Bett zurück. Dann muss ich mich notgedrungen dem fügen und dort weiterschlafen. Wenn ich höre, dass sich jemand dem Büro nähert, schlage ich Alarm. Den Arbeitenden ist das zwar manchmal zu laut, aber irgendjemand muss doch ein Auge auf alles haben, wenn mein Frauchen und die anderen mein Essen verdienen.
